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Forschungsansatz im Rheumazentrum Rheinland-Pfalz

Bestand in unserem Therapiekonzept hat nur, was durch fundierte Forschungsergebnisse bestätigt werden konnte. Aus diesem Grund ist das Rheumazentrum eng mit dem Schwerpunkt für Rheumatologie der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz vernetzt.

Biomedizinische und klinische Forschung

Erfahren Sie mehr über unsere aktuellen Forschungsprojekte:

Gemeinsam mit dem Schwerpunkt Rheumatologie der Universitätsmedizin Mainz erforschen wir unter der ärztlichen Leitung von Univ.-Prof. Dr. med. Andreas Schwarting Grundlagen und neue Therapiekonzepte der Autoimmunerkrankung Lupus. Besonders Frauen zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr sind von der Krankheit betroffen. Gemeinsam betreuen wir zusammen mit der Universitätsmedizin Mainz europaweit eine der größten Gruppen von Lupus-Patienten. Ein Erfolg der Untersuchungen war die maßgebliche Beteiligung an der Zulassungsstudie des seit über 50 Jahren ersten neuen Lupus-Medikamentes.

Gemeinsam mit der Universitätsmedizin Mainz und anderen Partnern im Rheuma-Netzwerk ADAPTHERA sind wir stets auf der Suche nach neuen therapieweisenden Markern für die häufigste Rheumaerkrankung: Rheumatoide Arthritis.

Forschungsengagement in der Rheumatologie

Unter der gemeinsamen Leitung von Univ.-Prof. Dr. med. Andreas Schwarting engagieren wir uns in transsektoralen und überregionalen Netzwerken und forschen selbst aktiv in den Bereichen Grundlagenforschung und klinische Forschung. So profitieren die Patienten des Rheumazentrums Rheinland-Pfalz in Bad Kreuznach unmittelbar von aktuellen und innovativen Ergebnissen der Forschung auf den Gebieten Rheuma und Autoimmunerkrankungen.

Forschungsnetzwerke und Versorgungsforschung

Hier sehen sie eine Übersicht unserer aktuellen Forschungsaktivitäten:

Auf europäischer Ebene engagiert sich das Rheumazentrum Rheinland-Pfalz gemeinsam mit dem Schwerpunkt Rheumatologie der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz unter der gemeinsamen ärztlichen Leitung von Univ.-Prof. Dr. med. Andreas Schwarting im grenzüberschreitenden Netzwerk LupusBiobank Projekt Oberrhein (LBBR).

LBBR baut eine Lupus-Patientenkohorte auf, die sehr detaillierte klinische Daten und eine komplexe, exakt zugeordnete Biobank vereinigt, um so verschiedene Forschungsansätze und multiple Projekte zu ermöglichen.

Fast jeder Zehnte in Deutschland ist von einer Rheumaerkrankung betroffen. Die Frühdiagnose entzündlich-rheumatischer Systemerkrankungen ist entscheidend für den weiteren Verlauf der Erkrankung. Je früher die Diagnose gestellt wird, desto schneller kann eine geeignete Behandlung eingeleitet werden und damit bleibende Folgeschäden an Gelenken und Organen vermieden werden.

Mit dem Projekt „Telemedizinische rheumatologische Versorgung in Rheinland-Pfalz“ plant das Rheumazentrum Rheinland-Pfalz mit Unterstützung des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Demografie eine schnellere und fortschrittliche Diagnose und somit bessere Versorgung für Patientinnen und Patienten. Mit Hilfe einer Tele-Rheuma-Konferenz soll die erprobte, vertrauensvolle Zusammenarbeit der Versorgungspartner unterstützt werden: Vom Hausarzt in der Fläche über die rheumatologischen Fachpraxen bis hin zur rheumatologischen Akut- beziehungsweise Reha-Versorgung.

Das Landesrheumazentrum Rheinland-Pfalz ist Teil von RARENET, einem grenzübergreifenden Projekt, dessen Ziel die Verbesserung der gesundheitlichen Betreuung der Patienten ist, die an Autoimmunerkrankungen oder seltenen Erkrankungen im Mund- und Zahnbereich leiden. Praktizierende Ärzte, Forscher und Vertreter der Patientenverbände arbeiten zusammen, um Informationen zu den Krankheiten sowie zu Entwicklungen in Diagnose und Therapie für eine breite Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

Das Nachsorgeprogramm GSA-Online plus richtet sich an beruflich belastete Rehabilitanden bzw. Rehabilitanden mit Bedarf an berufsbezogenen Nachsorgeangeboten. Im Projekt GSA-Online plus soll die Umsetzbarkeit der Online-Nachsorge in der Praxis bei Rehabilitanden verschiedener Indikationsbereiche überprüft werden. Die Karl-Aschoff-Rehabilitations-Klinik des Rheumazentrums ist eine der Rehabilitationskliniken, die an dieser Studie, die derzeit an der Universitätsmedizin Mainz läuft,  teilnimmt. Mehr über das Projekt erfahren Sie unter GSA-Online plus.

FuE-Vorhaben: Identifizierung molekularer Muster von Patienten mit Psoriasisarthritis (Gelenkentzündung bei Schuppenflechte) - das PsA-Immunom-Projekt

Gefördert mit Mitteln aus dem EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)

Ziel der vorliegenden Studie ist es, mit Hilfe von Hochdurchsatz-Sequenzierverfahren des Blut-Transkriptoms und detaillierten bioinformatischen Analysen molekulare Muster von Patienten mit Psoriasisarthritis (PsA) zu identifizieren.

Rationale des Projektvorhabens

  1. Es dauert im Durchschnitt 3 Jahre, bis die Diagnose einer PsA gestellt wird (nach Erhebungen des DRFZ), so daß zwischenzeitlich bereits irreversible Schäden an den Gelenke auftreten.
  2. Die Psoriasisarthritis zeigt heterogene klinische Manifestationsformen, die die Diagnosestellung erschweren.
  3. Es gibt keine Routine-Laborparameter im Blut, die die Diagnose bestätigen.
  4. Moderne Sequenzierverfahren ermöglichen die Identifizierung von molekularen Mustern exprimierter Gene im Blut.

Die Finanzierung durch das Innotop Programm aus EFRE Mitteln der Europäischen Union ermöglicht es uns, mit modernsten Methoden die medizinische Herausforderung der Psoriasisarthritis zu analysieren und die Erkenntnisse in die Klinik zurückzuführen.

Hintergrund

Die Schuppenflechte (Psoriasis)(PsO) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung der Haut mit sowohl genetischen als auch autoimmunologischen Einflüßen. PsO ist klinisch charakterisiert durch schuppenförmige, scharf abgegrenzte rote Flecken (Plaques), hervorgerufen durch Hyperproliferation und abnorme Differenzierung von Keratinozyten, Inflammation und Neovaskularisation. Auf immunologischer Ebene ist die PsO beschrieben durch komplexe, noch nicht ganz verstandene Interaktionen verschiedener Zytokin-produzierender Immunzellen. Charakteristisch sind jedoch die Anwesenheit von plasmazytoiden dendritischen Zellen (DCs) in der Initiationsphase und später Th1, Th17 und Il-22 produzierenden CD4 T Zellen (Th22)  in Psoriasis plaques.

Bis zu 30% der Psoriasis Patienten entwickeln eine Psoriasisarthritis (PsA), welche gekennzeichnet ist durch meistens oligoartikuläre Entzündungen mit Wirbelsäulenbeteiligung, einem spezifischen Finger - und Handgelenksbefall-Muster (Daktylitis) und Entzündungen von Sehnen und Bändern (Enthesitis). Die durch die Inflammation hervorgerufene Gelenkveränderung und Zerstörung ist nicht reversibel. Desweiteren sind Komorbiditäten mit PsO und PsA assoziiert, allen voran Herz-Kreislauf Erkrankungen, metabolisches Syndrom, Depression und Krebs.

Obwohl die Immunpathogenese der PsA im Vergleich zur PsO noch weniger verstanden ist, wurden bereits einige Gemeinsamkeiten beschrieben, wie z.B. die IL-17/IL-23 Achse, erhöhte Expression von TNF-a sowie bestimmten prädisponierenden HLA-Klasse I Genotypen.

Bei ca. 70% der PsA Patienten ging eine PsO voraus. Allerdings gibt es auch Patienten, bei denen primär eine PsA ohne Hautbeteiligung vorliegt und lediglich familiär Hinweise auf eine Psoriasis zu erheben sind.

Abzugrenzen ist die PsA von der rheumatoiden Arthritis (RA). Die PsA ist keine rheumatoide Arthritis bei Vorliegen einer PsO. Vielmehr  handelt es sich bei der PsA um ein eigenständiges Krankheitsbild, welches sich klinisch deutlich von der RA unterscheidet (u.a. seronegativ bezüglich des Rheumafaktors, asymmetrische Arthritiden, Enthesitiden, Daktylitiden und Fingerendgelenkbeteiligungen)

Es gibt keine routinemäßig einsetzbare Laborparameter, die es ermöglichen die Diagnose einer PsA zu stellen!

Die Diagnosestellung fußt lediglich auf dem charakteristischen klinischen Erscheinungsbild (Psoriasis, Enthesiopathie, Spondylitis, Beteiligung der Fingerendgelenke oder einzelner Gelenke im Strahl) sowie einem klassischen Befund im konventionellen Röntgen, den sogenannten „Proliferosionen“ (Knochenanbau neben Knochenerosionen). Die differentialdiagnostische Abgrenzung der PsA von degenerativ bedingten Gelenkschmerzen bei Psoriasispatienten bedarf einer guten rheumatologischen Expertise. Da sich zudem die Aktivität der PsA im Gegensatz zur rheumatoiden Arthritis oftmals nicht mit hohen systemischen Entzündungszeichen im Blut manifestiert, werden viele Patienten nicht adäquat oder zu spät therapiert. Laut Erhebungen des DRFZ 2012 liegt die Latenzzeit, bis zur Diagnosestellung der PsA bei ca. 3 Jahren ! In diesem Zeitraum sind oftmals bereits erhebliche destruktive Veränderungen eingetreten, die nicht mehr reversibel sind – eine Remission als Therapieziel wird damit nur schwer zu erreichen sein.  Hinzu kommt eine hohe Prävalenz von nicht-diagnostizierten, aber aktiven PsA bei PsO Patienten, die sich in dermatologischer Behandlung befinden. Zur Verbesserung der Patientensituation werden dringend aussagekräftige Labortests benötigt, die die individualisierte Therapie der PsA Patienten standardisieren und die Entscheidung für eine bestimmte Therapie vereinfachen und beschleunigen. Jedoch fehlen prädiktive Tests aufgrund einer unzureichenden immunologischen Charakterisierung der PsO und PsA und damit der fehlenden Identifizierung von robusten Biomarkern. Bei ca. 70% der PsA Patienten findet sich zunächst eine alleinige Hautbeteiligung. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit von einfach zu bestimmenden PsA-spezifischen Biomarkern zur Vorhersage, welcher PsO Patient wahrscheinlich eine PsA entwickelt, um diese Patienten  früh zu identifizieren, engmaschig zu betreuen und frühzeitig zu therapieren, um irreversible Gelenkschädigung und unnötiges Leiden zu vermeiden. Durch ein solches Therapiemanagement könnten schwere Krankheitsverläufe besser aufgefangen werden, die Therapieziele schneller erreicht und eine dauerhafte Verbesserung der Erkrankung erreicht werden. Ziel ist es, therapeutisch so frühzeitig zu intervenieren, dass erst gar keine irreparable Schädigung der Gelenke und anderer Organe entsteht.

Der Einsatz der modernen Hochdurchsatz-Sequenzierverfahren ermöglicht es, auf molekularer Ebene alle exprimierten Gene im Blut bei klinisch gut charakterisierten PsA-Patienten zu identifizieren und diese Muster mit den unterschiedlichen klinischen Manifestationsformen (Gelenk, Enthesisitden und axiale Beteiligung) und den Kontrollen (Gesunde, Patienten mit rheumatoider Arthritis) zu vergleichen.

Univ.-Prof. Dr. A. Schwarting,  Projektleiter